Image Jury Statement

16.12.2016

Image Jury Statement

Jury: Nancy Adajania, Timothy Druckrey, Shaheen Merali

“Abandon all Tiope, ye who enter the hell of images”
(Abel Gance, 1915)

Das ,Bild‘ wehrt sich weiter gegen seinen Niedergang. Trotz eines 20. Jahrhunderts, in dem seine Wirksamkeit zwischen Zeuge und Provokateur, Nachweis und Täuschung, Offenbarung und Verwüstung wechselte, müssen die Folgen seines Fortdauerns erst noch vollständig begriffen werden. Einer jahrzehntelangen fundierten Kritik zum Trotz, hat sich das ,Bild‘ allen Anstrengungen wiedersetzt, In seiner verheerenden Präsenz verstanden zu werden.
Es scheint notwendig, das ,Bild‘ über den beschränkten Begriff seines nostalgisch phänomenologischen Status innerhalb eines vermeintlich Echtheit bezeichnenden Systems hinaus zu denken. Wichtig Ist es, das ,Bild‘ selbst als einen tiefgreifenden Prozess zu verstehen, in dem das .Bild' - nicht weniger ,Realität' - ein Aspekt eines kognitiven Systems darstellt, das weit mehr ist als nur Beweis seiner Faktizität (oder ihrer Repräsentation). Die Realität, wie die Subjektivität, wird zu einer Variablen, mit dem Bild als seiner momentanen Transformation. Folgt man Deleuze, erweitert die Idee des Bild-als-Ereignis seine Legitimität als reine Beschreibung, indem es in den Erfahrungsbereich eingeschrieben wird. Plötzlich kann man sich vorstellen, dass die Bewegung des Bildes mehr ist als nur der prüfende Blick eines festgelegten Signifikanten. Es ist der dynamische Prozess, In dem die (In-) Stabilität des Moments selbst eingeschrieben und ausgedehnt ist.

Die Image Jury fand sich einer großen Auswahl von Arbeiten gegenüber, welche die Singularität des Augenblicks auf solche Weise zerschmetterten, dass sie sich einer Kategorisierung widersetzten. In der Tat gab es kein einziges Bild zu sehen. Vielmehr offenbarte die Jurysitzung die porösen Ränder der ,Medienkunst‘-Kategorien, die zugleich Beweise für die Bequemlichkeit und gefährliche Überbleibsel aus vergangenen Zeiten sind. Während wir hunderte von Arbeiten anschauten und besprachen, wurde klar, dass wir sowohl dem Begriff ,Bild‘ verhaftet sind, als auch bescheiden angesichts seiner Transformationen geworden sind.

Lobende Erwähnungen
Deep Blue, Mark Boswell (us)
Stop Motion Studies, David Crawford (se)
Gravity, Dragan Espenschied (de)
19., Christopher Hills-Wright (ca)

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