Gut 100 Jahre nach ihrer Geburt sind die bewegten Bilder tiefgreifenden Ver­ änderungen unterworfen. Digitale Syste­ me verändern die Medienlandschaft nachhaltig auf allen Ebenen - von der Produktion zur Distribution, vom Drehen bis zum Schneiden. Selbst neue Systeme werden bald durch noch neuere ersetzt werden, und breitbandige Netze ent­ wickeln sich zu tragfähigen neuen Prä- sentations- und Distributions-Möglich­ keiten.
Festivals müssen angesichts dessen Ant­ worten auf die Frage finden, wie sie auf diese kulturelle Evolution reagieren kön­ nen, und wie sie weiterhin ihre Rolle als Plattformen für audiovisuelles Schaffen, sei es mit Film,Video oder anderen neuen Medien,erfüllen können. Eine weitere wichtige Frage wird sein, wie Festivals ein junges Publikum anziehen können, das bereits mit Computern, Videogames usw. aufgewachsen ist. Hieraus ergibt sich ein großes Interesse an einem Austausch von Informationen und Erfahrungen auf europäischer Ebene. Ein weiteres Ziel solcher Bemühungen liegt in der Entwicklung gemeinsamer Projekte, die insbesondere der besseren Verbreitung europäischer audiovisueller Produktionen gerade auch aus dem Bereich neuer Medien dienen sollen.
Festivals sind Treffpunkte für Medien­ schaffende, Künstler und für die Öffent­ lichkeit. Diese Funktion werden sie bei­behalten, weil sowohl die Macher wie auch das Publikum die direkte Begeg­ nung und den persönlichen Austausch brauchen. Gerade angesichts der tech­ nologischen Entwicklung sind Festivals auch als Orte der kritischen Reflexion unabdingbar. Festivals und andere Ver­ anstaltungen im Bereich neuer Medien sollten ihre Erfahrungen nutzen, um diese Funktionen zu stärken und diese in neue Projekte und Präsentationsformen einzubringen,das Publikum anzuziehen und die Kenntnis von Medienkultur zu verbessern. Festivals müssen öffentliche Foren für die Präsentation und Diskus­ sion gesellschaftlicher, ästhetischer und auch technischer Fragen sein.
Um diesen Herausforderungen zu be­ gegnen, hat eine internationale Arbeits­ gruppe ein Netzwerk von Festivals ge­ schaffen, die sich mit„Neuen Bildtech­ nologien" auseinandersetzen. Von die­ sem Projekt erwarten sich die beteilig­ ten Partner Synergie-Effekte zwischen den Festivals und anderen Institutionen, deren Bandbreite von Medienerziehung bis zur Medienforschung reicht, sowie im Bereich der Medienwirtschaft. Gleichzeitig wird es die Qualität euro­ päischer Medienproduktion auf interna­ tionalem Level sichtbar machen. Ein erstes Ergebnis dieser Zusammen­ arbeit ist das hier vorgestellte Programm, das in diesem Jahr auf allen beteiligten Festivals gezeigt werden wird. Victor; Solo Per I Tuoi Occhi; Hydra Suite; Gino The Chicken; 9 1/2 Finger; No. 17; Ny - The Lost Civilization; Domestic Frenzy; Front Room; Cestleveau Qui Bele - (the Bleating Calf); Backspace-videotanz Aus Dett Familienalbum; Fünfeinminüter; Machine; Elfenbeinstein; 3 Minutes In America