Isolation and Empowerment after Web 2.0

Isolation and Empowerment after Web 2.0

Date: 
03.02.2012 11:00
Edition: 
2012
Format: 
Talk
Location: 
HKW
HKW - K1
Elastic Versailles r14 [CP] COPYPASTE 2010-2012
Elastic Versailles r14 [CP] COPYPASTE 2010-2012

Seit es das Web 2.0 gibt, muss man bei der Analyse der Topologie und Wirkung künstlerischer und hacktivistischer Offline- und Online-Praktiken Machstrukturen, Vernetzungsmethoden und das Spannungsverhältnis zwischen gesteigerter Konnektivität und Virtualisierung sozialer Beziehungen mitdenken. Part 1: Trapped and Tracked | Part 2: Mobilising the Unrepresentable

Seit es das Web 2.0 gibt, muss man bei der Analyse der Topologie und Wirkung künstlerischer und hacktivistischer Offline- und Online-Praktiken Machstrukturen, Vernetzungsmethoden und das Spannungsverhältnis zwischen gesteigerter Konnektivität und Virtualisierung sozialer Beziehungen mitdenken. Die schrittweise Einbeziehung von Usern in den Produktionsprozess führt zu neuen Möglichkeiten gemeinsamen Agierens, aber auch zu hierarchischer Kontrolle und sozialer Atomisierung. Es besteht also Bedarf, über die Bedeutung kritischer Strategien in Netzwerkkontexten nachzudenken – nicht nur um dadurch mögliche Netzwerk-Dystopien aufzudecken, sondern auch nach neuen Wegen für politisches Handeln zu suchen, die auf der Anerkennung vernetzter Subjektivitäten beruhen.

 

Part 1: Trapped and Tracked

Zwei künstlerische Projekte zum Thema Öffentlichkeit und soziale Atomisierung nach Web 2.0.

 

With: Aymeric Mansoux (fr/nl) – Naked on Pluto; Johannes P. Osterhoff (de) – One-Year Google Performance

 

Aymeric Mansoux (fr/nl) – Naked on Pluto

Naked on Pluto zeigt eine spielerische und zugleich verstörende Welt der Onlinespiele, die die heimtückischen, eindringlichen Eigenschaften der sozialen Software parodiert. Das Elastische Versailles wird von der kombinatorischen Logik einer Gruppe von Bots animiert, die Facebook-Daten ihrer Spieler sammelt. Es ist eine Karikatur zunehmender virtueller Akteure, die unsere persönlichen Daten abfangen, um heimtückisch Internetumgebung und -profile zu verändern. Sie heben die zweifelhaften Markenzeichen der größten Sozialen Netzwerke hervor: Freunde sind quantitativ bestimmbare Online Vorzüge, Fassaden, die lediglich dazu designed sind, eine gewisse Intimität vorzutäuschen und die Darstellung ihrer Daten nutzen, um sich bestmöglich zu verkaufen.

 

Johannes P. Osterhoff (Berlin) – One-Year Google Performance

Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2011 hat Johannes P. Osterhoff all seine Google Suchanfragen in der einjährigen Performance „Google“ veröffentlicht. Ein verändertes Wörterbuch-Plug In hat seine Anfragen verfolgt und die öffentliche Liste seiner Suchergebnisse wurde sofort von Google-Befürwortern auf den Index gesetzt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Johannes P. Osterhoff belagerte Google ein ganzes Jahr, gab seine Privatsphäre auf und versuchte, seine Google Suchanfragen jeweils für 99 Cent zu verkaufen. Dies alles endete in der Zusammenarbeit „Google – One Week Piece“, das auf der transmediale vom Künstler präsentiert wird.

 

Part 2: Mobilising the Unrepresentable

Im zweiten Teil geht es um biopolitische Strategien wie Viralität sowie um Taktiken zur Wissensverteilung- und verbreitung in Konfliktzeiten.

 

With: Salvatrice Settis (it) – Anna Adamolo project; Victoria Estok (us) – Interpelled; Geoff Cox (uk) as respondent

 

Salvatrice Settis (it) - Anna Adamolo project

Das Anna Adamolo Projekt entstand im Oktober 2008 aus einem Netzwerk von italienischen Studenten, Dozenten, Künstlern und Aktivisten, um die italienische Bewegung „L'onda anomala“ („Die Anormale Welle“) als Kampfsinstrument gegen die Bildungsreform Gelmini zu unterstützen. „Anna Adamolo“ ist das Akronym zu „Onda Anomala“, eine kollektive und fiktive Identität, die jeder annehmen und nach seinen Wünschen benutzen kann. Das Projekt wurde sowohl im Internet als auch in der Realität entwickelt, zwischen den Streiks und Demonstrationen auf den Straßen Italiens.


Victoria Estok (us) – Interpelled

Die Stimme ist ein Paradoxon, da sie ihren Zuhörer sowohl motivieren als auch paralysieren kann. Aufrüttelnde Töne ziehen Aufmerksamkeit auf sich, stellen unser Denken und unsere Gefühle in Frage, bewegen uns oder halten uns fest. Stellt euch eine eins zu eins Intervention vor, ein Klangkunstprojekt aus dem Untergrund, das Reflektion dadurch hervorruft, dass Klänge so wie unser eigenes Bewusstsein fokussiert werden. Zehn Jahre nach Victoria Estoks erstem Besuch der UN-Vorträge zur Klimakrise, kehrt sie mit einem etwas anderen Ansatz und einem „sound laser“ wieder zurück.

 

(Image: Elastic Versailles r14 [CP] COPYPASTE 2010-2012)

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