LateinAmerika

LateinAmerika

Date: 
21.02.1992 12:00
Edition: 
1992
Format: 
Screening

Lateinamerikanische Videos sind meist ganz anders gestrickt als Arbeiten aus Europa oder USA, sie sind sperriger, schwerer entschlüsselbar, teilweise aber auch - trotz ernster Inhalte - von einer erstaunlichen formalen Leichtigkeit. Viele Videos sind politisch orientiert, je nach Land setzen sie sich oft mit Phänomenen auseinander, die die Wechselbäder zwischen Diktatur und Demokratie mit sich gebracht haben. In den Ländern Lateinamerikas ist Video auf eine bestimmte Weise geschichtslos, hat aber dennoch seine eigene Geschichte: Wegen der politischen Brüche konnte sich keine Kontinuität in der Entwicklung von Videokultur einstellen, waren Kontakte zu ausländischen Videoschaffenden nicht möglich, häufig kannte man nicht einmal deren Arbeiten. Und nicht selten unterblieb aus politischen Gründen der Austausch mit Videomachern im eigenen Land. In Chile etwa wird schon lange mit Video gearbeitet, unter Pinochet gab es ein ausgeklügeltes Vertriebssystem für Bänder im Untergrund, die dem Widerstand dienten. Die Inhalte waren wichtig, die Form entsprach häufig dem, was Faber/Horsfield in ihrem Artikel über die Geschichte von Video in den USA als “Guerilla Tapes” bezeichnen: sie war entweder bewußt gegen die Ästhetik des Fernsehens gerichtet oder einfach schlecht, weil unter lebensgefährlichen oder heimlichen Umständen gedreht werden mußte. Das VideoFest stellt verschiedene lateinamerikanische Bänder vor, ohne dabei repräsentativ sein zu wollen. Sie werden kommentiert von Eduardo Milewicz und Maria Civale, Media Buenos Aires, und Hartmut Horst, MedienOperative, Kenner der brasilianischen Videoszene

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